Liebe Krefelderinnen und Krefelder,
Fair ist, nicht billig einzukaufen, wofür andere teuer bezahlen.
Diese Feststellung von MISEREOR trifft im Kern die Problematik der Herstellung und dem Verkauf von Billigprodukten. Doch teuer bezahlen müssen nicht nur die an der Herstellung beteiligten Näherinnen, Näher und andere Arbeitskräfte, sondern auch die Umwelt:
Die Textilindustrie ist der zweitgrößte Umweltverschmutzer der Welt, denn bei der Produktion von der Faser bis zum fertigen Produkt werden gewaltige Wassermengen und eine Vielzahl von chemischen Substanzen eingesetzt.
Am Beispiel der Baumwolle möchte ich die Wasserproblematik verdeutlichen:
Baumwolle stammt aus den Tropen, wo es viel regnet. Die Pflanze braucht viel Sonne und viel Wasser. Wenn man die flauschige Baumwolle ernten will, ist Regen jedoch schlecht, denn die weiße Watte saugt sich voll Wasser und verfault. Deswegen wird Baumwolle in Trockengebieten angebaut und künstlich bewässert. Dort ist Wasser allerdings knapp und keine andere Nutzpflanze ist so durstig wie Baumwolle.
Zur Bewässerung der Baumwollpflanzen wird seit 50 Jahren Wasser aus dem Aralsee zwischen Usbekistan und Kasachstan genutzt. Weil es dort kaum regnet, sank der Wasserspiegel des Aralsees um über 20 Meter!
20 Meter sind so hoch wie ein Haus mit sieben Stockwerken. Über die Hälfte des Sees ist einfach verschwunden. Schiffe liegen auf dem Trockenen und Fischer wurden arbeitslos.
Der Aralsee ist 125 mal so groß wie der Bodensee. Mittlerweile fehlt den Menschen aber sogar Trinkwasser, denn das restliche Wasser des Aralsees ist inzwischen viel salziger als Meerwasser und ausgetrockneten Flächen sind eine Salzwüste.
Da hier bei uns die billigen Produkte aus Baumwolle angeboten werden und wir sie konsumieren, tragen wir ganz konkret zu den geschilderten Auswirkungen bei.
Bei der Textilerzeugung und Textilverarbeitung wird eine Unmenge chemischer Substanzen eingesetzt, die bei unsachgemäßer Anwendung giftig sind. In der globalisierten Welt wird die Herstellung immer mehr dahin verlagert wird, wo die Löhne am niedrigsten sind. Da in diesen Regionen die Produktionsstätten meist keine oder nur geringe Umweltschutzauflagen haben, werden nicht nur die Arbeiterinnen und Arbeiter diesen Belastungen ausgesetzt, sondern es gelangen auch große Mengen dieser Substanzen in die Luft und ins Wasser.
In Baumwollplantagen werden die meisten und die giftigsten chemischen Pflanzenschutzmittel gespritzt. Vergiftungen und Todesfälle der Plantagenarbeiter beim Spritzen sind an der Tagesordnung. Die Umweltverschmutzung ist groß. Die Pestizide gelangen ins Grundwasser und verseuchen die Brunnen für Trinkwasser.
Wenn die Kleidung dann in unseren Geschäften angekommen ist, muss man sich auf folgendes einstellen:
Über 7000 verschiedene Chemikalien werden für Bleichen, Färben oder Veredeln benutzt. Etwa 80 Prozent aller in Deutschland verkauften Textilien werden im außereuropäischem Ausland gefertigt, auf EU-Standards ist dann kein Verlass mehr. Das giftige Formaldehyd wird eingesetzt um die Kleidung knitterfrei zu halten, das Rattengift Cumarin kommt als Aufheller zum Einsatz und bei billiger Kleidung in knalligen Farben werden oftmals minderwertige Farben genutzt.
Durch Körperwärme und Schweiß werden diese ganzen Schadstoffe freigesetzt und geraten nicht nur an und im schlimmsten Fall auch in den Körper, sondern auch in die Umwelt.
Nicht unerwähnt lassen muss man auch die Problematik der Umweltbelastung durch den weltweiten Transport zwischen Produzenten und Handel. Wegen der Schnelligkeit der Mode wird der Transport (meist mit Flugzeugen) immer häufiger vorgenommen, was zu einem hohen Schadstoffausstoß führt. Eine Jeans zum Beispiel hat bis zu ihrem Verkauf im Laden eine Strecke von fünfzig bis hunderttausend Kilometer zurückgelegt
Durch den extrem niedrigen Preis der Produkte von Primark, für den andere bezahlen, werden die Konsumenten hier bei uns angeregt, häufiger zu kaufen, als es wirklich notwendig wäre. Ein Produkt, dass nur wenige Euro kostet, wirft man auch leichter weg, denn es hat keinen wirklichen Wert.
Dadurch wird die Zahl der zu produzierenden Kleidungsstücke zusätzlich erhöht, was zu den beschriebenen Auswirkungen führt und zusätzlich noch unsere Müllmenge erhöht.
Uns ist bewusst, dass einige der aufgeführten Aspekte auch für höherwertige und teurere Kleidung zutrifft, aber macht es das besser?
Es liegt aber in der Macht der Käuferinnen und Käufer, diesem Irrsinn Einhalt zu gebieten und bewusster mit dem Kleidungskauf umgehen.
Seien Sie sich bewusst, dass jede und jeder einzelne von Ihnen entscheidet: „Kann ich diesen Kauf mit meinem Gewissen vereinbaren?“
Wir haben diese Frage mit einem klaren Nein beantwortet und würden uns freuen, wenn Sie es uns gleichtun würden!
Vielen Dank!